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Umweltschutz

Gesetzliche Grundlagen

Schutzzonen und Auflagen

Schutzzonen und Auflagen

Skigebiete als Partner des Umweltschutzes

Skigebiete als Partner des Umweltschutzes

Skigebiete als Partner des Umweltschutzes

Die FFH (Fauna-Flora-Habitat) Richtlinie der EU  verlangt ein Netz besonderer Schutzgebiete, um eine repräsentative Auswahl aller schützenwerten Lebensräume zum Erhalt der biologischen Vielfalt aufzubauen.  Dazu gehören unter anderem Heideflächen und Bergwiesen. Um diese traditionellen Sauerländer Kulturlandschaft zu erhalten, braucht es eine ganz bestimmte Bewirtschaftung, sonst würden sie verschwinden. Darum braucht die Untere Landschaftsbehörde Partner, die diese Aufgabe übernehmen. Auf dem höchsten Bergen des Sauerlandes sind dies oftmals die Betreiber der Skigebiete.

Heidelandschaft

Heideflächen müssen von Ziegen oder Schafen beweidet werden, da sonst schnell Sträucher die typischen Heidepflanzen überdecken würden. Dies betrifft weite Flächen auf dem Ettelsberg im Skigebiet Willingen, die zum Naturschutzgebiet Neuer Hagen gehören. Das Skigebiet übernimmt alle drei Jahre in Absprache mit den Naturschutzbehörden das Mulchen der Fläche. Danach wachsen junge Pflanzen nach. Zudem bleibt die Skipiste schön eben. Die Schafe dürfen mit Wasser aus dem Beschneiungsteich getränkt werden.

Das Freihalten von Büschen und Sträuchern erfolgt auch in Neuastenberg und Altastenberg oftmals in mühevoller Handarbeit. In größeren Abständen ist das Abtragen der Heide, das sogenannte „Plaggen“ notwendig. Der Abtrag der Heide auf dem Kahlen Asten wurde im Sommer 2018 auf dem Käppchenhang im Skiliftkarussell Winterberg ausgebracht, um dort Heidelandschaft anzusiedeln. Die Untere Landschaftsbehörde begleitet und beobachtet diesen Versuch. 


Beim Erhalt der wertvollen Vegetation geht es oftmals nicht so sehr darum, was die Verantwortlichen tun, sondern gerade um das, was sie nicht tun. Die Skipisten sind nämlich meist extensiv genutzte Flächen. Intensive Landwirtschaft findet dort nicht statt. Auf den sogenannten Magerwiesen gedeiht eine Pflanzenwelt in einer Vielfalt, wie sie auf landwirtschaftlichen Flächen nicht zu finden ist. 

Dies betrifft insbesondere Flächen im Skidorf Neuastenberg, im Skikarussell Altastenberg, im Skigebiet Willingen und im Skigebiet Ruhrquelle. Auch im oberen Teil des Skigebiets Bödefeld-Hunau befinden sich Magerwiesen. Sie dürfen nicht gedüngt und nicht vor Ende Juni gemäht werden, insgesamt nur zwei bis dreimal pro Sommer. Der Ertrag ist geringer, der Artenreichtum sehr viel größer als auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen. In Altastenberg wachsen seltene Pflanzen wie Wald-Storchschnabel, Teufelskralle, Weichhaariger Pippau und Goldhafer, in Neuastenberg seltene Orchideenarten. 

Regelmäßiges Schneiden, wenn möglich sogar Ausstechen, Anfang Juni, verhindert die Ausbreitung von Lupinen, die den Boden mit Stickstoff anreichern würden Die Betreiber entfernen die Mahd, damit sie nicht als Dünger wirkt. In Neuastenberg und Altastenberg grasen Ziegen auf den Pisten, da die Hänge sehr steil sind und diese Tiere sie besonders schonend beweiden. 

Auf den Bergwiesen im Skigebiet Willingen ist es das geschützte Borstgras, um das sich viele Arbeiten drehen. Die Mahd ist nur alle drei Jahre erlaubt. Das Heu wird gesammelt und bei Bauarbeiten wieder aufgetragen. Ziel ist die Wiederansiedlung der zuvor auf diesen Flächen vorhandenen Pflanzenwelt. 

Die Pisten im Skiliftkarussell Winterberg und der untere Bereich im Skigebiet Bödefeld-Hunau unterliegen zwar zum großen Teil nicht dem FFH Status. Dennoch verzichten auch dort die Betreiber freiwillig auf intensive Landwirtschaft. 

 

Waldschneise

Wichtige Naturschutzarbeiten finden auch entlang der Loipentrassen statt. Die Betreiber der Loipenskigebiete mähen das Gras in den Waldschneisen und mulchen. Dies vereinfacht nicht nur das Spuren der Loipen im Winter. Mulchen sorgt dafür, dass die Schneisen nicht zuwachsen und dass das frische Grün wieder heranwächst. Durch die Arbeiten entstehen wichtige Äsungsflächen für das Wild. Denn in den weitläufigen Fichtenmonokulturen finden Rehe ansonsten wenig natürliche Nahrung. 

Sommerliche Bearbeitung der Skiflächen

Der Betrieb eines Skigebietes beschränkt sich nicht nur auf den Winter – es gehört noch viel mehr dazu als die Pisten von Dezember bis März zu pflegen und zu präparieren, sie zu beschneien und die Liftanlagen an- und wieder auszustellen. 

Während der Sommermonate werden die Skiflächen der Region in der Regel extensiv bewirtschaftet. Dies geschieht im Zusammenspiel der Liftbetreiber, die meist Pächter der Flächen während der Wintermonate sind, mit den Eigentümern sowie den Landwirten, die im Sommer für die Bestellung der Flächen zuständig sind. 

Mit „extensiver Bewirtschaftung“ ist grundsätzlich eine im Vergleich zu intensiver Landwirtschaft deutlich schonendere Bearbeitung gemeint. Im Einzelnen kann dies sein:

  1.  Sehr später erster Schnitt (Mahd) der Wiesenfächen.
  2.  Auf sehr kargen Böden Beweidung durch Heidschnucken und Ziegen, welche die jungen Baumtriebe natürlich kurz halten
  3.  Verzicht auf Dünger und andere Zusätze

Zwischen den Landwirten, die als Pächter oder Eigentümer der Skiflächen für eine Mahd oder Beweidung sorgen sowie den regionalen Naturschutzbehörden bestehen Vertragsbeziehungen. Verkürzt gesagt erhalten die Landwirte für ihre Landschaftspflege eine von der Größe und Zusammensetzung der Fläche abhängige Vergütung. 

Die Pflege der Flächen sorgt zudem automatisch für eine „Offenhaltung“ des Geländes. Würde man diese Flächen nicht bewirtschaften wäre es nur eine Frage der Zeit bis zahlreiche Abfahrten zuwachsen und anstelle der Landschaftsform „Wiese“ wieder der „Wald“ tritt. 

Grundsätzlich gehen mit dieser Tatsache die Interessen der Liftbetreiber sowie des Natur- und Artenschutzes Hand in Hand, denn ohne die Notwendigkeit die Skiflächen für den Wintersport frei von Wald- und Strauchbewuchs zu halten würden zahlreiche, aktuell im Sommer in Blütenpracht strahlenden Flächen, einfach zuwachsen und durch eine Monokultur aus meist Fichten ersetzt werden

 

Welchen Einfluss hat die extensive Bewirtschaftungsform auf die Artenvielfalt ?

 

Grundsätzlich ist die Bewirtschaftung der Skiflächen in zwei große Teilbereiche aufzugliedern:

  1. Die Bewirtschaftung der Bergmähwiesen
  2. Die Bewirtschaftung von nährstoffarmem Boden (Heidevegetation)

Die Bewirtschaftung der Bergmähwiesen

Dort wo die ursprüngliche Landnutzung in vergangenen Zeiten der Wald, vornehmlich der Fichtenwald war, und diese dann später  in ein Offenland umgewandelt wurde, herrschen in höheren Lagen des Sauerlandes vor allem Heidevegetationen vor. Diese Pflanzengesellschaft ist besonders gut an extrem nährstoffarme und flachgründige Böden angepasst.

Folge sind oft überaus seltene Planzen, welche teilweise im gesamten Westdeutschen Mittelgebirgsraum nur an dieser Stelle vorkommen. Ein klassisches Beispiel ist hier der Keulen-Bärlapp, eine flachgründige Kriechstaude, welche besonders nährstoffarme Standorte in Verbindung mit Heidevegetation bevorzugt. Diese Art wird in Mitteleuropa auf der roten Liste der gefährdeten Arten geführt. Sie ist bevölkert, teils in recht großer Anzahl die Skiflächen rund um den Kahlen Asten oder im Bereich des Ettelsberges bei Willingen. 

 

Geschützt und erhalten wird diese insgesamt seltene Artenzusammensetzung durch die Offenhaltung der Flächen. Höherer Bewuchs, sprich die Entwicklung eines Waldes wird auf diesen Flächen nicht durch die Mahd wie im Falle der Bergwiesen sondern durch die Beweidung erreicht. Im Spätsommer und Frühherbst werden über Herden von Heidschnucken und Ziegen über die Skiflächen getrieben. Sie fressen die im Frühsommer entstandenen jungen Triebe von Laub- und Nadelbäumen ab und halten die Vegetation damit natürlich kurz. So werden sowohl die Interessen der Liftbetreiber wie auch die des Naturschutzes und der Artenvielfalt Hand in Hand bedient.

Die Bewirtschaftung von besonders nährstoffarmen Böden

Wiesen in Lagen ab etwa 600-700 m gedeihen in gänzlich anderen klimatischen Verhältnisse als Wiesen in Tallagen oder im Flachland. Die Zeit des Wachstums ist aufgrund der kälteren Temperaturen, höheren Windgeschwindigkeiten und größeren Niederschlagsmengen als im Tal eingeschränkt. Folge ist, dass sich hier eine sehr spezialisierte und damit auch seltene Pflanzengesellschaft vorfindet.

Zudem bilden sich Bergwiesen nur dann aus, wenn sie in der in der historisch gewachsenen Heuwirtschaft bearbeitet werden. Dies beinhaltet ein Verzicht auf Dünger, Pestizide oder andere externe Zusätze.Weiterhin erfolgt der erste Schnitt, die Mahd der Wiesen, sehr spät (meist erst ab Anfang Juli), so dass sich die Pflanzengesellschaft vollständig entwickeln kann und die verschiedenen Gräser und Blumen auch vollkommen ausblühen können.

Die Folge von klimatischer Eingeschränktheit und historischer Bewirtschaftungsform ist, dass die Bergmähwiesen, welche zu einem großen Teil auch Flächen des Wintersportbetriebes sind, unter der Vorgabe der EU-Richtlinie „Flora-Fauna-Habitat“ zu besonders schützenswerten Flächen ausgewiesen wurden. Mehr dazu auch hier.