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Menschen aus der Region und was sie bewegt

Einsatz von Winterberg aus bis „ans andere Ende der Welt“

Jonas Sögtrop ist einziger Servicetechniker von TechnoAlpin in Deutschland

Leidenschaft für Schnee und Wintersport. Technisches Interesse und Sinn für Nachhaltigkeit. Jonas Sögtrop hat seine Chance gesehen und ergriffen. Er ist der einzige Servicetechniker des Weltmarktführers für Beschneiungsanlagen, TechnoAlpin, in Deutschland. Von seinem Homeoffice in Winterberg aus hat er schon Skigebiete bis in die Alpen betreut, war sogar schon in Australien aktiv.

Immer wenn’s kalt wird, dann klingelt das Handy, laufen E-Mails ein, steht der Messenger nicht still. „Dann gäb’s am besten drei von mir“, lacht Jonas. Denn dann zeigt sich in den Skigebieten, ob die Anlagen laufen – oder eben nicht.

 

Schnelle Hilfe dank digitaler Technik und kurzer Wege

Vieles kann der Servicetechniker von zuhause aus erledigen. Dank guter Vernetzung und digitalem Datenaustausch kommt er an alle wichtigen Informationen heran, führt Fernwartungen durch, hat Zugriff auf die Einstellungen. Seit 2010 hat sich so ein deutscher TechnoAlpin-Servicestandort in Winterberg entwickelt. Die wichtigsten Ersatzteile sind auf Lager. Digitale Technik macht die Wege in alle Skigebiete kurz und schnell.

Doch oftmals führt kein Weg daran vorbei, selbst vor Ort zu sein und sich die Anlagen anzuschauen. Für einen Liftbetreiber gibt es kaum ein schlimmeres Szenario, als wenn die ersehnte Kälte endlich da ist und die Schneeproduktion stillsteht. Dann muss alles schnell gehen. Fehlersuchen. Jede Minute zählt. Jonas prüft aus der Ferne, gibt Tipps und Anleitungen, bestellt Ersatzteile und fährt auf Wunsch auch raus, um sie einzubauen.

Ohne Service geht es nicht. Anlagen, die regelmäßig gewartet werden, sind weniger fehlernanfällig. Und, besonders wichtig, verbrauchen weniger Energie und weniger Ressourcen. „Ohne Wartung würde eine Beschneiungsanlage stetig an Effizienz verlieren und nach kurzer Zeit komplett zum Erliegen kommen.“ Regelmäßige Pflege, die richtigen Einstellungen und gute, trockene Lagerung im Sommer hingegen erhöhe die Lebensdauer und das Beschneiungsergebnis erheblich.

Fortlaufende berufliche Weiterbildung

Ursprünglich hat Jonas eine Ausbildung als Elektriker absolviert und dadurch wichtiges Basis-Wissen erworben. Nach bestandener Prüfung übernahm er im Nebenberuf eine Tätigkeit als Beschneier im Skiliftkarussell Winterberg. „Das hat viel mit Elektrotechnik und computergesteuerten Prozessen zu tun und da habe ich die Praxiserfahrung in Sachen Schneeproduktion erworben“, betont der Winterberger. „Ich bin dann auf eine Stellenanzeige von TechnoAlpin für einen Servicetechniker für das Deutsche Mittelgebirge aufmerksam geworden“

Er hat sich beworben und wurde direkt eingestellt, denn im Sauerland sind einige der wichtigsten deutschen Kunden des Südtiroler Unternehmens ansässig. Nach der Einarbeitung in Bozen folgten viele Schulungen und auch aktuell immer wieder Fortbildungen. Denn die Technik schreitet voran. Meist ist er in den deutschen Mittelgebirgen im Einsatz, hin und wieder auch in den Alpen. Aber nicht oft, denn die Wege von Salzburg oder Innsbruck aus sind in diesen Fällen kürzer.

Mit 2.400 Kunden in 55 Ländern ist TechnoAlpin Weltmarktführer in der Herstellung von Beschneiungsanlagen. Der überwiegende Teil der Schneeerzeuger in Deutschland, auch im Sauerland, sind von TechnoAlpin. In den großen Skigebieten stehen alle 50 Meter die gelben Propellermaschinen, landläufig „Schneekanonen“ genannt. Teils auch die bis zu neun Meter hohen Schneilanzen.

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle

Schnee ist eine wertvolle Ressource und Beschneiung ist ein ständiger Entwicklungsprozess, bei dem Nachhaltigkeit eine besondere Rolle spielt. Die zentralen Themen: Wie kann man mit weniger Energie mehr Schnee produzieren? Wieviel Schnee wird wirklich benötigt? Diese Fragen lassen sich nicht isoliert betrachtet beantworten. Die besten Ergebnisse erzielen übergreifende, koordinierte Prozesse zwischen den verschiedenen am Schneemanagement beteiligten Produkten und ihren Herstellern.

Mit dem Snowmaster liefert TechnoAlpin eine Software, die den Liftbetreibern eine Entscheidungsbasis für die Schneeproduktion schafft. Unter Berücksichtigung detaillierter Wettervorhersagen und der Vorjahresdaten prognostiziert die App die mögliche zu produzierende Schneemenge und den Wasserbedarf in den kommenden Tagen.

Ergänzend treten weitere Systeme anderer Hersteller in Aktion. An modernen Pistenwalzen befinden sich Systeme, die mittels GPS Signale zu einem Satelliten senden. In der Datenzentrale des Skigebiets werden diese ausgewertet, mit einem zuvor angefertigten Boden-Relief abgeglichen. So wird deutlich, wie viel Schnee wo vorhanden ist und wo noch welcher benötigt wird.

 

Durch das Kombinieren aller Daten entsteht eine Informationsbasis, die es möglich macht, genau die Menge Schnee zu produzieren, die für einen sicheren Pistenbetrieb notwendig ist. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Mehr als 10 Prozent Energie lassen sich dadurch einsparen. Datenerfassung, Bündelung, Auswertung und Visualisierung macht TechnoAlpin.

 

Weniger Energie, Wasser und Material

Nicht nur Energie gilt es zu sparen, auch der Wasserhaushalt will optimal verwaltet werden. Bei der Beschneiung wird zwar klares Wasser ohne Zusätze in Schneekristalle verwandelt und gelangt bei der Schneeschmelze unverschmutzt in den natürlichen Wasserkreislauf zurück. Doch die Kapazitäten der Speicherteiche sind begrenzt. Je weniger Wasser dank ausgeklügelter Düsentechnik gebraucht wird, umso besser.

 

Langlebigkeit der Geräte, geringe Verschleißanfälligkeit des Materials oder auch Aufarbeitung älterer Schneeerzeuger, um sie den aktuellen Standards anzupassen - das Thema Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Beschneiungsprozess. „TechnoAlpin investiert jährlich mehrere Millionen Euro in Forschung für Innovationen zur Effizienzsteigerung. Über die Hälfte unserer internationalen Patente haben direkten Bezug zur Nachhaltigkeit“, erzählt der Techniker. Das Ergebnis: Im Vergleich zum Standard vor 15 Jahren produzieren moderne Propellermaschinen heute etwa 15 Prozent mehr Schnee bei gleichem Energieeinsatz.

Energie sparen durch richtige Wartung

Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung bringt nicht nur immer wieder neue Maschinen auf den Markt, sondern sorgt durch Hardware-Updates auch dafür, dass ältere Geräte den heutigen Ansprüchen genügen. Denn bei aller Effizienzsteigerung, ist es oftmals nachhaltiger diese zu erhalten, als auszurangieren. „Mit dem Tausch eines Lanzen-Kopfes ist es möglich, in manchen Fällen bis zu 70 Prozent Energie einzusparen.“ Wenn Jonas sich die Anlagen anschaut, macht er die Kunden auf diese Möglichkeiten aufmerksam. „Manche Maschinen wachsen einem regelrecht ans Herz – auch wenn es bei minus 10 Grad Außentemperatur oft eher eine Hass-Liebe ist“, lacht der Techniker mit Blick auf eine inzwischen 30 Jahre alte Propellermaschine, die am Winterberger Poppenberg immer noch tadellos ihren Dienst verrichtet.

Wintersport ist für Jonas Sögtrop aus dem Sauerland kaum wegzudenken. „Ich bin groß geworden auf Alpinski, Sprung- und Langlauf-Latten und habe später an der Kappe das Snowboard-Fahren gelernt.“ Das gehöre in Winterberg zur Tradition und Identität. Die meisten Kinder, können bereits kurz nachdem sie laufen gelernt haben, auf Skiern stehen. So auch Jonas. Skifahren lernte er am Herrlohlift, wo sein Vater im Lifthäuschen Tickets verkaufte. Wenn die Bedingungen gut sind, macht er im Winter früh morgens vor der Arbeit ein paar Abfahrten auf dem Slalomhang. „Ansonsten erforsche ich auch stetig neue Regionen in den Alpen und hänge an Dienstreisen gern mal ein oder zwei Tage dran, die ich dann auf den ‚großen‘ Bergen genieße.“

 

Strom aus erneuerbaren Energien für die Schneeproduktion

 

Und der Klimawandel? „Da es immer wieder vorkommt, dass eisige Kälte aus Sibirien das Sauerland erreicht, wird auch ressourcenschonender Betrieb der Beschneiungsanlagen weiterhin möglich sein.“ Das ist das Prinzip der technischen Beschneiung: Kalte Wetterphasen nutzen, um Schnee zu produzieren und damit das Skifahren in milden Phasen sichern. „Es freut mich, dass fast alle unserer Kunden und auch die im Sauerland ihre Anlagen mit Strom betreiben, der aus erneuerbare Energien kommt.“

Im Sommer geht es deutlich entspannter zu als im Winter. Dann gibt es Zeitausgleich: Überstunden abbauen. Nacheinander gehen die Anlagen in die Revision. Eine Zeit, in der es auch mal vorkommen kann, dass der Winterberger „am anderen Ende der Welt“ eingesetzt wird. Denn dann ist in Australien Winter. Im Spätsommer geht’s dann wieder richtig los: Neue Anlagen in Betrieb nehmen, Maschinen bei Plusgraden testen – auch wenn dann nur Wasser heraus kommt – später dann bei Minusgraden Beschneien. Denn: Nach dem Winter ist vor dem Winter!