
Lange Halme wiegen im Sommerwind. Sattes Grün soweit das Auge reicht, übersäht mit Millionen von bunten Tupfen. Die Bergwiesen rund um Winterberg sind eine echte „Augen-Weide“. Der farbenprächtigste Monat ist der Juni. Bis dahin dürfen die Gräser, Blumen und Kräuter wachsen. Ab 1. Juli darf gemäht werden, das gibt klar der Naturschutzstatus vor. Um die seltenen Bergwiesen mit ihrem Artenreichtum zu erhalten, arbeiten die Betreiber der Skigebiete, Landwirte und Naturschutz zusammen.
Die geschützten Bergwiesen- und Heide-Flächen im hoch gelegenen Kerngebiet der Wintersport-Arena Sauerland sind eine Heimat für seltene Pflanzen und Tiere. Die überwiegend extensive Bewirtschaftung der Pistenflächen im Sommer macht es möglich, im Sommer auf intensive Landwirtschaft zu verzichten. Hier finden wir seltene Pflanzen und Tiere, die teils alpinen Charakter haben und für ein Mittelgebirge etwas Besonderes sind.
Stattdessen wird ein hoher Aufwand betrieben, die durch traditionelle Landwirtschaft entstandenen Flächen zu erhalten. Die sieht heute anders aus als vor 100 und mehr Jahren. Vom Beerenpflücken in der Heide, Besenbinden und Viehfütterung mit zwei Heuernten pro Sommer kann heute niemand mehr leben. Würde der Mensch nicht aktiv eingreifen und die Flächen offen halten, würden Bergwiesen und Hochheiden bald verschwunden sein.
Blumenbunte, artenreiche Bergwiesen waren in früheren Jahrhunderten eine Selbstverständlichkeit im Hochsauerland. Entstanden sind sie durch die damals übliche Art der Heugewinnung als Futter für Nutztiere. Heute wird das Milchvieh kaum noch mit Heu, sondern mit Silage gefüttert. Die Wiesen werden stark gedüngt und bis zu viermal im Jahr gemäht. Unter diesen Bedingungen wachsten nur noch wenige Grasarten und vor allem Löwenzahn. Die Bergwiesen auf den Hochflächen des Rothaargebirges sind neben Vorkommen in der Eifel die bedeutendsten in Nordrhein-Westfalen.
Ohne Einsatz von Gülle, Kunstdünger oder Pestiziden auf den Bergwiesen ein Heu von besonderer und heute seltener Qualität. Reich an Rohfasern und je nach Wiesentyp mit einem hohen Anteil an Kräutern. Nur durch das Mähen zum richtigen Zeitpunkt können die seltenen Pflanzen erhalten werden. Mit diesen Aufgaben betraut und zu dieser Art von Bewirtschaftung verpflichtet, sind Landwirte wie Christoph Schütte aus Nordenau.
Die größten und schönsten Bergwiesenflächen des Sauerlands liegen in und um die Skigebiete Neuastenberg, Altastenberg und Ruhrquelle. Dort stellen sich die typischen Pflanzen wie Wald-Storchschnabel, Schwarze Teufelskralle, Goldhafer und Weicher Pippau ein sowie für diesen Bewuchs typische Schmetterlinge wie Dukaten-Feuerfalter, Lila-Gold-Feuerfalter und Ampfer-Grünwidderchen. Auch Vorkommen des seltenen Knabenkrauts, einer Orchideenart, sind vorhanden.
Ein Teil des von den Bergwiesen gewonnenen Heus wird jedes Jahr von den Betreibern der Skigebiete erworben. Müssen Erdarbeiten vorgenommen werden, wie beispielsweise beim Verlegen von Rohrleitungen, dem Bau von Wasserbezugsschächten oder Gebäuden, wird nach Abschluss dieser Arbeiten der Boden mit Bergwiesenheu bedeckt. Im Heu befinden sich Saaten der typischen Flora. So wird gewährleistet, dass sich an diesen Stellen wieder genau diese Pflanzen ansiedeln.