Erste Winterluft schnuppern: Leichter Schneefall und ein Skilift
Investitionen in Schneesicherheit und Nachhaltigkeit – Skisport bei Kindern fördern
Der Winter naht, das zeigt sich inzwischen deutlich. Am Sonntag sollen auf den Berggipfeln erste Flocken fallen. Sogar ein erster Lift soll laufen. Für rund 5 Millionen Euro wollen die Liftbetreiber in diesem Winter die Schneesicherheit erhöhen, bei gleichzeitiger deutlicher Steigerung der Nachhaltigkeit.
Die Wetterdienste melden einen Umschwung. In der Nacht zu Mittwoch und wahrscheinlich Samstag soll es in den Höhenlagen leichten Frost geben. Ab Sonntag wird es für Winterfreunde spannend. Ab Sonntag soll es ein paar winterliche Tage mit etwas Schnee und Kälte geben. Wieviel Schnee fällt und ob der länger liegen bleibt als ein paar Tage, wird sich noch zeigen müssen.
Wie gerufen kommt das jedoch für Wintersportler. Ein erster Lift wird am Freitag aus dem Sommerschlaf erwachen. Am Poppenberg im Skiliftkarussell Winterberg werden Skifahrer und Snowboarder erste Winterluft schnuppern.
Bei klassischer Beschneiung noch viel Potenzial
In den Sommermonaten waren die Liftbetreiber aktiv, um ihren Gästen ein besonders schönes Wintersporterlebnis zu bereiten. So wurde auch in diesem Jahr in Neuastenberg, Altastenberg, Willingen und in vielen weiteren Skigebieten die klassische Beschneiung optimiert. Meist werden ältere Schnee-Erzeuger gegen neue, leistungsstärkere und energieeffizientere ausgetauscht. Technische Weiterentwicklung der Geräte auf Seiten des Herstellers plus Know-how und Erfahrung der Betreiber schaffen in diesem Bereich viel Spielraum nach oben. Auf Betreiberseite ist beispielsweise die Standortwahl der Schneeerzeuger ein wichtiges Thema, um Verwehungen zu reduzieren und Effizienz zu erhöhen. Auch die Erhöhung des Durchsatzes der Wassermenge ist eine Möglichkeit, um die Kapazität zu erhöhen und selbst kurze Kältefenster gut nutzen zu können.
Seit einigen Jahren werden im Skiliftkarussell Winterberg an einigen Stellen Allwetter-Schnee-Erzeuger eingesetzt. Klassische Schneeerzeuger können erst bei Temperaturen ab etwa minus zwei Grad eingesetzt werden. Allwetter-Schneeanlagen machen den Wintersport planbarer. Denn sie können Schnee unabhängig von der Außentemperatur produzieren. Aufgrund der guten Erfahrungen wird diese Technik nun ausgeweitet. Sieben weitere, neue Anlagen werden nach und nach installiert. Wenn alles fertig ist, hat das Skiliftkarussell Winterberg bis zu sechs Pistenkilometer, die garantiert schneesicher sind.
Allwetter-Schneeanlagen „heizen“ Multifunktionshaus
Die Technik ist nicht neu, beispielsweise in der Betonproduktion kommt sie seit vielen Jahren schon zum Einsatz. Sie für den Einsatz in einem Skigebiet zu entwickeln, war für Hersteller und Liftbetreiber schon eine kleine Herausforderung. 2014 stand die weltweit erste Anlage in einem Skigebiet – am Winterberger Poppenberg. „Dies war in erster Linie auch dem Pioniergeist von Florian Leber zu verdanken, mit dem wir gemeinsam das Projekt umgesetzt haben“, betont Michael Walleter von der Herstellerfirma KTI-Plersch.
Gemeinsam wurden die Anlagen fortlaufend weiterentwickelt. Damit hat sich auch der Energiebedarf deutlich reduziert. Durch Nutzung der Abwärme, verbessert sich die Energiebilanz aktuell noch einmal gewaltig. Eine der Anlagen soll als Pilotprojekt das Schneewittchenhaus mit Wärme versorgen. Auch dies ist weltweit einzigartig in einem Skigebiet. Zu diesem Multifunktionshaus gehören Gastronomie, Skiverleih, Ticketverkauf und Mitarbeiterwohnbereich.
Dies funktioniert ähnlich wie bei einer Wärmepumpe, nur umgekehrt und in größerem Umfang. Denn überall, wo Wärme erzeugt wird, entsteht Kälte und wo Kälte erzeugt wird, ist Wärme eine Art „Abfallprodukt“. Bei Kooperationen von Schwimmbädern und Eissporthallen ist dies schon lange gelebte Praxis.
Ein Vergleich: Die neue Allwetter-Schneeanlage am Schneewittchenhaus liefert bis zu 95 kw für die Wärmerückgewinnung nutzbare Energie. Eine Wärmepumpe für Einfamilienhaus (100 bis 150 Quadratmeter) bringt in der Regel etwa 5 bis 7,5 kW Heizleistung. Würde die Anlage wie Kühlschränke nach Energie-Effizienzklassen eingeteilt, würde sie die Klasse C erreichen, die neueste Generation der Anlagen sogar die Klasse A.
Über den Winter hinweg werden nun Erfahrungen gesammelt. Wie funktioniert die Integration der zur Verfügung stehenden Wärme? Wie und wie viel der Wärme wird genutzt? Wie sieht die Bilanz am Ende des Winters aus? Bei entsprechend positiven Erfahrungen sollen weitere Anlagen zur Wärmerückgewinnung genutzt werden.
Dennoch sind die Allwetter-Schneeanlagen eine Randerscheinung und werden dies vorerst wohl auch bleiben. 90 Prozent der Pisten werden weiterhin klassisch beschneit. Diese Technik erscheint vielen Liftbetreibern als ausreichend, zumal deren Einsatz deutlich wirtschaftlicher ist. Die Anlagen tragen in diesem begrenzten Bereich dazu bei, den Saisonstart planbarer zu machen und den Skibetrieb aufrecht zu erhalten, wenn die klassische Beschneiung phasenweise nicht zum Einsatz kommen kann.
Auf dem Weg zur Klimaneutralität
Schon vor fünf Jahren hat sich die Wintersport-Arena Sauerland das Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden. Seitdem hat sich einiges getan. Das als fünftes Skigebiet der Region rüstet nun auch Olpe-Fahlenscheid seine Pistenwalze mit einem GPS Schneehöhen-Messsystem aus. Beim Präparieren der Piste können die Betreiber anhand der angezeigten Werte genau erkennen, wo noch Schnee benötigt wird und wo genug vorhanden ist. Die Erfahrung zeigt, dass damit bei der Beschneiung rund zehn Prozent Energie eingespart wird, bei gleichzeitiger Verbesserung der Pistenqualität.
Eine weitere Maßnahme zu Steigerung der Nachhaltigkeit ist der Einsatz vom „Biodiesel“. Im Skiliftkarussell Winterberg werden alle Pistenwalzen mit HVO betrieben. Ausgewählt wurde ein Anbieter, der den Kraftstoff ausschließlich aus Abfällen der Papierindustrie herstellt. Der Einsatz des umweltfreundlichen Kraftstoffs spart bis zu 90 Prozent CO2 gegenüber herkömmlichem Diesel, sodass die Pistenraupen damit fast klimaneutral betrieben werden.
Bereits seit vier Jahren nutzen die fünf größten Skigebiete der Region zum Betrieb ihrer Anlagen ausschließlich Ökostrom. Ein Photovoltaikpark und Photovoltaikanlagen auf vielen Multifunktionshäusern tragen zur angestrebten Klimaneutralität mit bei.
Gesunde Aktivität im Schnee für Kinder und Jugendliche
Ein Ausflug in den Schnee, mit der ganzen Klasse skifahren: Das ist nicht allen Kindern möglich. Um Eltern zu entlasten und den Kindern gesunde Bewegung und Spaß im Schnee zu bieten, hat die Wintersport-Arena Sauerland ein Programm entwickelt. Nach der großen Nachfrage im Vorwinter, wollen die Initiatoren dies nun fortsetzen und erweitern. Zehn Schulklassen dürfen einen Tag lang Skifahren oder Rodeln. Skikurs, Ausrüstung und Tickets sind gratis für diejenigen, die sich darum bewerben. Bis Ende des Jahres werden die zehn Skitage über verschiedene Kanäle hinweg verlost. Anfragen der Klassenlehrer nimmt das Projektbüro entgegen.
Auch das Skiliftkarussell Winterberg setzt sich ein für die Förderung des Skisports bei Kindern. Die internationale Initiative Kids on ski will Eltern helfen, Kindern das Skifahren zu ermöglichen und für den Skisport zu begeistern. Nach der erfolgreichen Pilotphase in namhaften alpinen Skigebieten, hält die Initiative erstmals im deutschen Mittelgebirge Einzug. Unterkunft, Ticket, Skikurs und Ausrüstung für Kinder im Vorschulalter gibt es gratis. An der Aktion kann teilnehmen, wer einen Aufenthalt von fünf Tagen während der Woche in den teilnehmenden Hotels bucht. Dies gilt für die Vorsaison bis zum Beginn der Weihnachtsferien, im Januar ab Ende der Weihnachtsferien (6. Januar) und in der Nachsaison ab dem 3. März.
Darüber hinaus bieten viele Skischulen in Zusammenarbeit mit den Skigebieten Vergünstigungen in Form von speziellen Schulklassenprogrammen an.